Zappesdiplom gefällig?

Manchmal ist es einfach nur blöd… Ihr habt Gäste eingeladen...
...zur Krönung des Abends soll es Kölsch geben. Frisch gezapft aus einem Pittermännchen. Versteht sich doch von selbst, oder?
Wer kennt sie nicht, die Fußangeln einer Party? Immer wieder diese Details...
Ok, ihr habt Pittermännchen gekauft, Kölschgläser bereitgestellt, dass Buffet wird gleich eröffnet...
Endlich kann´s losgehen. Gemütlichkeit ist angesagt. Die ersten Gäste werden gleich kommen
... nur noch das Pittermännchen anschlagen(!)
Den Zapfhahn nehmen und los geht´s... Zuerst unten... und dann oben... belüften... Sch...
Der Verkäufer im Getränkehandel hatte „keine Ahnung“. Woher auch! Hallo... Hilfe!
Zum Belüften seines Pittermännchens hat er einem dieses Teil

in die Hand gedrückt...
Reissdorf Kölsch?
„Ist ok so“, hat er gesagt.
Gut, zwischenzeitlich ist es ist sieben Uhr und der Kerl schaut Sportschau und räkelt sich in seinem Sessel.
Reissdorf Kölsch?! Da war doch was!

Es ist wirklich selten, in dieser Situation "Jemanden" zu haben, der einem einen "Lagerabzieher" zur Verfügung stellt.
Ich habe solche Zwischenfälle schon mal als Gast erlebt... Ahem... Du auch?
Wer sich nun zu helfen weis, tja... der verbringt einen gemütlichen Abend... "Lagerabzieher gefällig?"
Andererseits ist warmes Bier von der Tankstelle angesagt. Phuuuh...
Damit so etwas nicht passiert, habe ich einen Verbesserungsvorschlag... anders formuliert:
Eine typisch kölsche Investition in eine Horizonterweiterungsmaßnahme:
Das Erlangen eines "Zappesdiplom". Mit allem DRUM und DRAN. Versprochen.
Willkommen bei mir und insbesondere herzlich Willkommen im Brauhaus
"Gaffel am Dom"

Also: wer sich mit Kölsch und Kölnern beschäftigt, gesellig und ohne Stress seine Fete feiern möchte, Flönz und Halven Hahn mag, redselig ist, der muss und möchte zuhause ein frisch gezapftes Kölsch vom **Pittermännchen servieren. Soweit, so gut...
...unangenehm wird es, wenn der Schaum vom Frischgezapften Kölsch, sich schwuppdiwupp, wie von Geisterhand verzaubert, im Nichts auflöst…
...lernen? Ok.
Mein Vorschlag:
Ein Zappesdiplom.
Dies ist ein Kapitel für hartnäckig interessierte Kölschkulturpfleger.
Lieber Leser, diese Seite zeigt dir deine bisherigen Grenzen auf. Erstens: ein Kölsch zu beschaffen(!) und zweitens: es fachgerecht zu zapfen... 
** Eins vorweg, ein Pittermännchen ist ein Kölschfass mit 10 bis 30 Liter Inhalt. Es durfte früher nur dann privat an die Bevölkerung verkauft werden, wenn der Feiertag Peter (Pitter) und Paul am 29. Juni eines jeden Jahres gefeiert wurde. Hl. Peter und Paul (Hl. Petrus und Hl. Paulus) ist ein Gedenktag an den Todestag der Apostel und Kirchenväter Simon Petrus und Paulus von Tarsus.
...gemeinsam mit dem Köbes und Zappesmeister Sascha Moll vom Brauhaus Gaffel am Dom, sollte es gelingen, „dezente Feinheiten“ sowohl vor dem Trinkgenuss zu erläutern, als gleichzeitig auch auf die verschiedensten Widrigkeiten beim Zapfen hinzuweisen.

Als ich mich am Abend des 8. September 2011 im Gaffel am Dom zum Ablegen meines Zappesdiploms eingefunden hatte, erlebte ich einmal mehr eine wunderschöne gesellige Gemeinschaft, die erwartungsvoll wie ich, die „Kunst des Kölschzapfens“ von einem Profi erlernen wollten.
War das schön...
...dabei habe(n) ich/wir, soviel schon jetzt, wirklich Wissenswertes von Sascha gelernt. Ich hoffe lieber Leser, diese kleine „Exkursion“ gefällt dir.

Sascha (rechts) legt los und hat sofort den richtigen Ton gefunden. Wolfgang lauscht gespannt.
Für Sascha, unserem Zappesmeister, war es wichtig, dass wir nicht nur den eigentlichen „Zapfvorgang“ erlernen, sondern vom Fasskauf angefangen, über den Kühlvorgang im Allgemeinen bis hin zum Trinkgenuss sprechen.
Also:
Es gibt Zapfhahnvarianten. Der Umgang mit Kölschgläsern und deren Hygiene ist ein wichtiger und ständiger Begleiter eines Zappes. Lippenstifte! So süß sie auch auf den Lippen von Frauen aussehen. Für das Gelingen eines hujezappten Kölsches quasi tödlich.
Sascha ist es mit viel Humor gelungen eine Vielzahl von Fehlermöglichkeiten aufzuzeigen um uns gleichzeitig das Zapfen im Sinne eines Profis detailgetreu nahe zu bringen …

Das war ein Teil unseres Diplom-Buffets.
Nein, nicht das Mädchen...
…und los geht’s.
Theorie:
Oft vernachlässigte aber gleichwohl wichtige Notwendigkeiten:
Ist ein Pittermännchen vom Getränkehandel zum Ort "des Genusses" transportiert worden, dann sollte das Fässchen eine Kühl- und damit Ruhezeit von DREI Tagen haben!
Die Kühltemperatur beträgt während des Lagern 3-4° C. Das ist sehr wichtig, denn beim Zapfen selbst erwärmt sich das Bier auf 5-6° C. So soll es sein. Das ist, was die spätere Schaumbildung betrifft, eine wichtige Voraussetzung. Beim Anschlagen des Zapfhahnes gilt es, das es wirklich erschütterungsfrei gelingt. Sonst kann es später beim Zapfen zu extrem viel Schaumbildung kommen. Und so etwas wollen wir doch vermeiden. Das erklärt Sascha im Anschluss wirklich sehr anschaulich...
Bis zum Erlagen des "Diploms" geht es erst einmal weiter im Differenzieren zwischen den verschiedenen Zapfhähnen.
Unsere beliebten "alten" Holzzapfhähne sollten, hallo(?) aus geschmacklichen Belangen wirklich nur neu und dann auch nur ein einziges Mal verwendet werden. Sonst "nistet" sich der im Bier enthaltene "Rest"-Zucker in den aufgeweichten Holzfasern dauerhaft ein, um sich dann bei der nächsten Fete ins frisch gezapfte Kölsch einzuschleichen. Also, wer hätte es gewußt? Ich nicht! Es wird mit Sicherheit der Geschmack negativ beeinflußt. Wir wollen ja "Kenner" werden. Diplom und so. Gelle!

Also: nur noch "neue Einmalholzhähne". Dann:
Fott damit... Restzuckervermeidung.
Wir benutzen nur noch Kunststoff- oder Messinghähne für einen hinreichend guten Kölschgenuss. Ist doch klar.
Ich werde meine nie mehr verwenden. Versprochen. Nur noch zum Anschauen... damals und so...

...wir haben uns schließlich vorgenommen, in Zukunft diesbezüglich "Alles" richtig zu machen.

Diesen Messingzapfhahntyp...

...steckt der Zappes in die Fassöffnung. Danach wird über ein "Drehrädchen" ein Dichring so gepresst, dass der Zapfhahn dauerhaft fest ist der Öffnung verbleibt und kein Kölsch über "diesen" Weg verkleckert. Super Lösung. Auf dem Bild oben berührt Saschas linker Zeigefinger das "Drehrädchen".

Festdrehen im Uhrzeigersinn. Losdrehen (wenn dat Fässchen leer ist) anders herum! Blahhh...

Ist der Zapfhahn festgedreht umschliesst der Zappes, oh pardon, Petra, mit einem Arm das Fässchen und hält es dadurch fest. Petra bereitet sich vor. Erst einmal muss ihre Kette ab...

Petra schlägt mit der flachen Hand den Zapfhahn ins Fässchen.
Plopp!
Ein zartes Händchen, gelle.
Ab jetzt kann gezapft werden.

Im oberen Bild erklärt Sascha, wieviel Kölsch dem Fässchen beim "ersten Anzapfen" ohne Entlüftungseinrichtung entweichen wird.
Keiner von uns hat es gewusst! Oben seht ihr wie viel (wenig
) es ist!!!

Kölsch zapft man in zwei Schritten. Erster Füllgrad siehe im Bild oben...

Zweiter Schritt. Richtig hujezapp.
Es findet dadurch keine Verschwendung statt(!) Ehrlich.

...nach wenigen Sekunden. Zwei Fingerbreit Schaum. Klasse.

Karin übt. Perfekt nachgemacht. Im Hintergrund diskutieren Thomas und Wolfgang. Petra schaut einmal mehr genau hin.

Thomas setzt das Kölschglas richtig an. Leicht schräg. Der Zapfhahn berührt das Glas im oberen Bereich. Das Bier sollte möglichst nicht "frei" fallen, sondern am Glasrand heruntergleiten. Gleich läufts... im Hintergrund beobachten Rolf (li) und Peter...

Und nun ein kleines Experiment:
- Ein Kölsch in einem Zug gezapft.
- Ein Weiteres in zwei Zügen.
Sascha erklärt uns den geschmacklichen Unterschied... In zwei Zügen gezapft schmeckt es einfach besser.

Petra ist einmal mehr unsere interessierte "Testerin". Wir alle konnten es nicht wirklich differenzieren. Ich werde aber beim nächsten Fässchen bzw. im Rahmen einer weiteren Schulung es mit deutlich "mehr" Nüchternheit ausprobieren. Zu diesem Zeitpunkt unserer Diplomarbeit hatte ich eine unzureichende Weitsicht... und ihr?
Am 14. Juni 2012 war es soweit. Ich hatte bei Sascha Moll eine zweite Möglichkeit mein Wissen zu verfeinern. Zappesdiplom die "Zweite". Und ich war nüchtern.
Jetzt habe ich den Unterschied geschmeckt. Klasse! 

Petra hat es wirklich drauf. Im Großen und Kleinen...
...sie hat einen Extratest bestanden.

Karin macht auch alles richtig. Perfekt!
Geschafft! Prüfung bestanden. Ein Gruppenfoto mit allen Teilnehmern.


Wolfgangs Freundentaumel... Sascha´s Strahlkraft... Is dat nit schön?
Unser Zappesdiplom war nicht nur ein voller Erfolg, sondern auch ein sehr schöner Abend.

Vielen Dank Sascha Moll. Bitte weitersagen...